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Die Oligarchien des globalen Finanzkapitals haben der Menschheit eine kannibalische Weltordnung aufgezwungen, welche die Existenz des Planeten und seiner Bewohner unmittelbar bedroht. Die sechs reichsten Kapitalisten kontrollierten 2019 gemäß Weltbankstatistik Vermögenswerte, die größer waren, als das Gesamtvermögen der ärmsten Hälfte der Menschheit (3,4 Milliarden Menschen). Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind unter zehn Jahren an Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen. Die Strategie der Profitmaximierung in kürzester Zeit und zu jedem menschlichen Preis – betrieben von den ganz schmalen und schwerstreichen Oligarchien des globalisierten Finanzkapitals – zerstört den Planeten.

Jean-Paul Sartre schreibt: „Der Kommunismus ist der Horizont unserer Geschichte.“

Die kommunistische Gesellschafts- und Produktionsform, die Marx und Engels 1848 im Kommunistischen Manifest postuliert und beschrieben haben, hat es auf unserer Erde noch nie dauerhaft gegeben. Die Kommune von Paris dauerte drei Monate vom März bis zum Mai 1871; die demokratische Föderation der Sowjets bis zum zweiten Hirnschlag von Lenin 1924. Die kubanischen Genossen und Genossinnen reden nie von „revolución“, sondern immer nur von „processo revolucionario“. Der Kampf für die kommunistische Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ist eine Etappe auf dem mysteriösen, langen, mühseligen Weg der Emanzipation, der Selbstverwirklichung der Menschen. Sartre redet vom „Mysterium der befreiten Freiheit im Menschen“. Als der junge Karl Marx (mit seiner Familie) im September 1843 im Exil in Paris eintraf, ging er zuallererst zum Pantheon auf der Montagne von Saint-Geneviève, der Grabstätte von Jean Jacques Rousseau und dann nach Erménonville, der kleinen Stadt nahe von Paris, wo Rousseau 1762 in einem kargen Mietzimmer sein Werk „Der Gesellschaftsvertrag“ geschrieben hatte. Für Marx – so belegen es seine Briefe an Ruge – war die Aufklärung das Fundament für den (kommenden) Kommunismus. Gemeinsam schrieben Theodor Adorno und Max Horkheimer im amerikanischen Exil (1944) ihr Meisterwerk „Die Verfinsterung der Vernunft“.

Die Verfinsterung der Vernunft, die von den Kapital-Oligarchien gesteuerte Totalentfremdung des Kollektiv-Bewusstseins in Europa und auf den anderen vier Kontinenten bedroht die Völker. Deshalb ist die Massenbewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“ für jeden und jede von uns lebenswichtig.

von Jean Ziegler – Professor für Soziologie aus Genf