An mehreren Autobahntankstellen musste man letzte Woche schon 1,80 Euro für einen Liter Super zahlen, und überall kletterten die Spritpreise seit Anfang des Jahres um über 20% auf etwa 1,50 Euro. Auch die Preise für Heizung stiegen entsprechend. Unter anderem dadurch, dass die Energie-Monopole die Kosten der neuen CO2-Besteuerung auf die Masse der Bevölkerung abwälzen. Dazu kam der Wegfall der Mehrwertsteuer-Senkung. Die Inflationsrate stieg laut Statistischem Bundesamt im April um 2% gegenüber dem Vorjahresmonat. Das scheint noch nicht sehr viel zu sein. Und so hält der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank EZB Philip Lane den Preisdruck für „eher gedämpft“. Eine „nachhaltige Wende in der Inflationsdynamik sei derzeit nicht feststellbar“, behauptet er.

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Für die Massen ist der Preisdruck nicht "gedämpft"

Dabei stiegen schon während der letzten zehn Monate die Preise vieler Nahrungsmittel rasant, vor allem die Preise für frische Lebensmittel (u.a. Obst, Gemüse und Frischfleisch) lagen schon Ende 2020 um 4,2% höher als Ende 2019. Auch die Mieten werden unaufhörlich erhöht. Und das trotz offiziell insgesamt etwas sinkender Preise im letzten Halbjahr 2020. Doch die offiziell ausgewiesene Inflationsrate ist für die breite Mehrheit der Bevölkerung grundsätzlich zu niedrig angesetzt. Im sogenannten Warenkorb Deutschlands werden z.B. Mieten nur mit einem Anteil von 6,5% erfasst, machen aber bei vielen Familien ein Drittel ihres Einkommens aus, in Ballungsräumen sogar mehr. Außerdem müssen gerade die ärmeren Familien bis zu 40% für Nahrungsmittel ausgeben, viel mehr, als in der Statistik als Durchschnitt angesetzt wird. Denn die Reichen inklusive der Kapitalisten und Manager geben dafür natürlich prozentual viel weniger aus. Für Erwerblose, Geringverdiener oder Kurzarbeiter aber nagt die Inflation unterdessen an der Existenzgrundlage. Tatsächlich werden die Preissteigerungen noch beschleunigt zunehmen – und zwar weltweit. Das wird immer mehr Menschen in die Verelendung treiben, was in vielen Ländern Hungerkatastrophen heraufbeschwört.

Aufgeblähte Geldmengen

Hauptursache dafür ist, dass während der aktuellen - durch die Corona-Pandemie erheblich vertieften - Weltwirtschafts- und Finanzkrise weltweit die Zentralbanken riesige Mengen an Geld „gedruckt“ (d.h. einfach auf ihren Konten zugebucht) haben, um mit Billigstkrediten und durch den Aufkauf von Staats- und Unternehmensanleihen die Wirtschaft anzukurbeln. An der Spitze dieser Entwicklung standen die Amerikanische Zentralbank (FED) und die Europäische Zenrealbank (EZB). Die gesamte umlaufende Geldmenge wurden im letzten Jahr ungeheuer ausgeweitet - in den USA um 72% (!!), in der EU um 16%. Die Gelder flossen bisher aber kaum in die Industrieproduktion und den Handel, sondern vor allem in die Spekulation und blähten die Börsenkurse und den Derivatehandel mächtig auf. Deshalb gab es bisher noch keinen starken Preisanstieg. Sobald diese Gelder aber verstärkt in den Warenhandel gelangen, und das passiert schon in den letzten Monaten, werden die Preise systematisch in die Höhe getrieben. Je stärker sich die zirkulierende Geldmenge aufbläht, umso mehr Geldeinheiten verteilen sich auf die insgesamt produzierten Waren. Die Preise steigen beschleunigt an, während die Löhne zurückbleiben.

Bidens Konjunkturprogramme treiben Inflation hoch

In den USA z.B. entwickelt sich die Inflation mit 4,2% schon deutlich schneller als in der EU. Hintergrund ist, dass die „Rettungsprogramme“ von US-Präsident Joe Biden mit zusammen 4,7 Billionen Dollar zu einem relativ großen Teil für eine direkte Finanzierung des Konsums und für den Ausbau der Infrastruktur benutzt wird, was die Preise allgemein nach oben treibt. So sagte der frühere Finanzminister Larry Summers, die von Biden aufgelegten Konjunkturpakete könnten einen „inflationären Druck aufbauen, wie wir ihn seit einer Generation nicht gesehen haben.“ Mitverantwortlich dafür sind auch die internationalen Rohstoffhändler, die in der trügerischen Hoffnung auf einen weltweiten wirtschaftlichen Aufschwung in den letzten Wochen schon die Preise für Industrie-Metalle (z.B. Kupfer, Eisenerz, Aluminium, Lithium) um 20 bis 100% erhöht haben. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte lagen im März in Deutschland schon um 3,7% gegenüber dem Vorjahresmonat.

Grundnahrungsmittel verteuern sich rapide

Auch die Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel (Soja, Mais, Weizen, Palmöl) verteuerten sich in den letzten Wochen um 10 bis 50%. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO erreichten die Nahrungsmittelpreise im April den höchsten Stand seit Juli 2014. Derzeit sind schon 45 Länder bei der Lebensmittelversorgung auf Hilfe angewiesen. Diese Preissteigerungen von Grundstoffen für Industrie und Landwirtschaft treibt weltweit die Preise für Konsumgüter massiv nach oben. Es entwickelt sich eine für die Massen gefährliche Kombination aus Inflation, Arbeitslosigkeit, Klimakatastrophe und Corona-Pandemie, die Hunderte von Millionen Menschen ins Elend stürzt. Nicht umsonst warnen bürgerliche Ökonomen angesichts dieser Entwicklung vor globalen sozialen Unruhen.

Weltweit wälzen die Herrschenden die Lasten der Krisen auf die Massen ab und bereiten sich darauf vor, das in Zukunft noch viel mehr zu tun. Preistreiberei, Mietwucher, Wohnungsnot, Mangel an Lebensmitteln bis hin zu Hungerrebellionen treiben Menschen auf die Straßen. Mithilfe erstarkender marxistisch-leninistischer Parteien müssen und werden diese Kämpfe als Schule geführt werden: Der Kapitalismus kann den Volksmassen weltweit niemals auf Dauer eine lebenswerte Perspektive bieten. Für einen weltweiten Aufschwung des Kampfs für den echten Sozialismus!