hunger

Der Chef des Welternährungsprogramms der UNO, David Beasley, sagte diese Woche: Es droht die schlimmste humanitäre Katastrophe seit dem 2. Weltkrieg. 2017 seien 80 Millionen Menschen dem Hungertod entgegengegangen. Vor zwei Jahren stieg die Zahl auf 135 Millionen - angetrieben durch Kriege, politische Konflikte und die heraufziehende globale Umweltkatastrophe.

Inzwischen, im Verlauf der Weltwirtschafts- und Finanzkrise, gehen mehr als doppelt so viele, nämlich 285 Millionen Menschen, dem Hungertod entgegen. Insgesamt hungern weltweit täglich 811 Millionen Menschen. Der Welthunger-Index 2021 zeigt, dass in 47 Ländern hohe Hungerwerte herrschen. Das ist vor allem für Kinder verheerend und jagt Unterernährung und Kindersterblichkeit in die Höhe.

Hauptbetroffene sind die Schwächsten: Kinder

Jeden Tag sterben 14.000 Kinder unter fünf Jahren – alle 6 Sekunden eins. Jedes Jahr 5,2 Millionen. Dazu kommen etwa 900.000 tote Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren. 2,4 Millionen Säuglinge überleben nicht die ersten vier Wochen. Alle Länder, die eine Kindersterblichkeitsrate von über 100 von 1000 haben – wo also mehr als jedes zehnte Kind stirbt – liegen in Subsahara-Afrika. 

Für Kleinkinder gehören Infektionskrankheiten und Malaria zu den häufigsten Todesursachen. Besonders gefährlich sind Geburten, wenn es keine gute medizinische Versorgung gibt. Mangelernährte Kinder sind immer besonders gefährdet, weil ihr Körper den Krankheiten nichts entgegensetzen kann. In fast der Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren ist Unterernährung mit verantwortlich. Forscherinnen und Forscher der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health warnten im Mai 2020 davor, dass wegen der Unterbrechung der Gesundheitsversorgung durch die Pandemie täglich bis zu 6.000 Kinder unter fünf Jahren zusätzlich sterben könnten.

1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel pro Jahr – vernichtet!

Der Hunger auf der Welt ist kein unabänderliches Schicksal. Er hat einen Erzeuger: Das imperialistische Weltsystem. Ein Märchen ist, dass unser Planet nicht alle Menschen ernähren könne. Laut Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) landen weltweit ein Drittel - rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel pro Jahr – in der Tonne. Rechnerisch sind das für jeden der 811 Millionen Hungernden über 1500 kg Lebensmittel im Jahr – da gibt es also einen grundlegenden Fehler in der Verteilung!

„Land Grabbing“ - profitgierig

In allen Hunger-Ländern gibt es ein dramatisches Land Grabbing durch maximal-profitorientierte internationale Investoren. Sie kaufen Kleinbauern ihr Land ab. Dann pflanzen sie sogenannte Cash-Crops an, also Profit bringende Pflanzen wie Soja, Mais oder Avocados. Das raubt den Menschen vor Ort die gesamte Ernährung und stürzt viele in Armut und Hunger.

Dramatisches Beispiel: Äthiopien

Fast die Hälfte aller Todesfälle von Kleinkindern ereignen sich in fünf Ländern: Nigeria, Indien, Pakistan, DR Kongo und Äthiopien. Millionen Kindern in Äthiopien droht der Hungertod. Insgesamt hat das Land 110 Millionen Einwohner – davon sind 40 % unter 14 Jahren alt! 53 % davon machen Kinderarbeit. In Äthiopien liegt Afrikas größtes Anbaugebiet für Kaffee: Auf geschätzt 320.000 Hektar werden 584.000 Tonnen Kaffee gewonnen. Die Kaffeekirschen müssen von Hand gepflückt werden – 15 Millionen Menschen, darunter viele Kinder, erledigen das. Wenn auf diesen fruchtbaren Plantagen Lebensmittel statt Kaffee angebaut würden, würde das nach Berechnungen der UNO ausreichen, um alle Hungernden in ganz Afrika zu versorgen. Aber: Daran würden die internationalen Handels- und Lebensmittel-Konzerne nichts verdienen. Die meiste Arbeit und das wenigste Geld erhalten die Pflücker: 5,1 % machen die Löhne aus. Die Plantagenbesitzer erhalten 8,5 %, 41,5 % die Lebensmittel- und Handelskonzerne. Die BRD kassiert übrigens mit der Kaffeesteuer von 2,79 € pro Kilo Kaffee ca. 1 Mrd. €.

Aktionen wie „Brot für die Welt“ helfen zwar in einem akuten Notfall. Aber sie dienen vor allem zur Beruhigung von schlechtem Gewissen. Wirklich durchgreifend kann nur eine sozialistische Wirtschaft den Hunger restlos beseitigen, im Fall Äthiopien z.B.: Enteignung der Plantagenbesitzer und Lebensmittelkonzerne, Anbau und preiswerte Verteilung von Lebensmitteln.