corona

Die Fallzahlen bei den Corona-Infektionen steigen auch in Deutschland wieder an und es wird vor einer „zweiten Welle“ gewarnt. Schnell wurden als Schuldige für die steigenden Corona-Fallzahlen „Urlauber aus Risiko-Gebieten“ ausgemacht. Gleichzeitig wird eine Debatte vom Zaun gebrochen, dass diese Urlauber die – zweifellos sinnvollen Tests – selbst bezahlen sollen. „Sie hätten ja nicht dahin fahren müssen“, heißt es. Ganz schön dreist: Erst die Reisebestimmungen auf Geheiß großer Konzerne lockern; wenn dann Menschen das berechtigt aufgreifen, weil sie dringend Erholung brauchen – Körper und Geist Kräfte sammeln müssen - ihnen die Kosten für Tests aufs Auge drücken. 

Diese „Urlaubsdebatte“ geht in verschiedener Hinsicht am eigentlichen Problem vorbei

Erstens, machen die Urlaubsrückkehrer nur einen Teil der steigenden Infektionszahlen aus. „Vor allem bei Familienfeiern, bei Freizeiten und im Arbeitsumfeld kam es zu Ansteckungen mit dem Coronavirus.¹ Besonders die Infektionen im „Arbeitsumfeld“ sind meist nur dann ein Thema, wenn sie sich zu großen Hotspots entwickeln, wie jetzt in Mamming (Bayern). Keine Frage: Rücksichtsloses Urlauber-Ignorantentum, wie am "Ballermann" auf Mallorca ist natürlich abzulehnen. Aber hierbei handelt es sich nicht um die große Masse der Urlauber.

Zweitens, greift die Debatte um Tests für Urlaubsrückkehrer, egal ob freiwillig oder verpflichtend, zu kurz. Notwendig sind Tests für alle und zwar kostenlos! Das fordert die MLPD schon seit Monaten in ihrem Sofortprogramm zur Corona-Pandemie. Es müssen nicht nur die Rückkehrer aus den „Risikogebieten“ getestet werden, sondern alle. Bevor die Kitas und Schulen wieder zum Regelbetrieb zurückkehren, müssen flächendeckend alle Kinder und Beschäftigte getestet werden. Gesundheitsminister Jens Spahn twittert laut Zeit Online vom 29. Juli: „Einfach nur viel testen klingt gut, ist aber ohne systematisches Vorgehen nicht zielführend.“ Das ist geradezu zynisch. Von einem zielführenden, den Gesundheitsschutz der Bevölkerung ins Zentrum rückenden, systematischen Vorgehen kann nämlich seitens der Regierung keine Rede sein. Statt die eigene Unfähigkeit als Rechtfertigung für das Abwälzen der Probleme auf die Bevölkerung zu nehmen, ist ein Gesamtkonzept notwendig, das diesen Namen auch verdient. Seine Grundlage müssen die bewährten Hygiene-Regeln sein: Abstand zu halten, Mund-Nasenschutzmaske zu tragen, Hände zu waschen usw.

Um konkrete Konzepte für die verschiedenen Bereiche, wie Schule, Kita, Krankenhaus, Kantine, Arbeitsplatz usw. zu entwickeln müssen vor allem die betroffenen Menschen zusammengeholt, und ihre Kreativität muss genutzt werden. Die MLPD hat schon vor Beginn der Pandemie mit fortschrittlichen Wissenschaftlern und der kollektiven Weisheit der Massen die richtigen Analysen und Schlüsse gezogen, und diese in ihrem Sofortprogamm vorgelegt. Das hat sich schon in der ganzen Zeit tausendfach bewährt. Dazu gehört natürlich auch, die Wachsamkeit und Disziplin immer wieder zu mobilisieren. Bei Empfehlungen von „Fachleuten“, die direkt der Regierung unterstehen ist allerdings Vorsicht geboten. So warnt das Robert Koch-Institut davor, dass Testen ohne Anlass zu einem „falschen Sicherheitsgefühl“ führe.² Das erinnert doch sehr an die „fachlich qualifizierte“ Ablehnung der Maskenpflicht, weil es schlichtweg keine gab. Heute gibt es in Deutschland Testkapazitäten von 1 Millionen wöchentlich. Für eine flächendeckende Testung in kurzer Zeit reicht das nicht aus. Dieses Problem ist von Anfang an bekannt, wurde aber ausgesessen.

Ein weiterer „Einwand“ gegen die Massentest ist, dass es das jeweils nur eine „Momentaufnahme“ und die Menschen „sich dann in falscher Sicherheit wiegen“. Natürlich müssen die Tests in regelmäßigem Abstand und je nach Entwicklung wiederholt werden. Eine beliebte Methode der Testgegner ist die Vogel Strauß-Politik nach dem Motto: wenn ich nicht teste, sehe ich die höheren Zahlen nicht, also gibt es sie nicht und ich brauche nichts zu tun. Hier trifft es zu, davon zu sprechen „sich in falscher Sicherheit zu wiegen“.

Zu guter Letzt geht es natürlich immer auch ums Geld. Die WAZ vom 27. Juli hat ausgerechnet, dass das Testen von 82 Millionen Bürgerinnen und Bürgern zirka 3 Milliarden Euro kosten würde. Wenn man den Betrag ins Verhältnis setzt zu den 9 Milliarden, die ein einzelner Konzern wie die Lufthansa, bekommt, ist dieser Betrag doch überschaubar. Es wäre allerdings zu prüfen, inwieweit solche internationalen Großkonzerne sich an den Kosten für die Tests an ihren Beschäftigten beteiligen.

Es bleibt dabei:

Kostenlose Test für alle!

Angefangen jetzt mit den Schülern und Lehrern, den Kindern und Erzieherinnen und Erziehern. Die Voraussetzungen dafür müssen umgehend geschaffen werden.