ratzinger

1951 wurde Joseph Ratzinger zum Priester geweiht, war er ab 1958 Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie. 1978 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt, 1981 zum Präfekten der Kongregation für Glaubenslehre (die Nachfolgeinstitution der Inquisition).

2005 wurde er mit 78 Jahren von den Kardinälen zum Papst gewählt und gab sich den Namen Benedikt XVI. Am 28.2.2013 trat er als Papst zurück, angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Er starb am 31.12.2022 mit 95 Jahren.

In einer Rede am 15.3.1990 bewertete er die Verurteilung Galileo Galileis 1616 als Ketzer durch die katholische Kirche als „rational und gerecht“.1 Er verurteilte scharf die lateinamerikanische Befreiungstheologie und insbesondere den Marxismus; schließlich sei das Christentum „keine sozialrevolutionäre Botschaft“ 2. Doch mit pro-faschistischen Kräften hatte er keine Probleme. So rehabilitierte er 2009 die Bischöfe der Pius-Bruderschaft durch die Aufhebung ihrer Exkommunikation. Mitglied dieser Bruderschaft war auch der Holocaust-Leugner Richard Williamson 3. 2007 führte er die Karfreitagsbitte für die „Bekehrung“ der Juden wieder ein, in der von den „perfiden Juden“ die Rede ist 4.

Während seines Pontifikats kamen die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche ans Licht. Pädophile Priester hatten bereits vor Jahrzehnten Kinder sexuell missbraucht und misshandelt. Jahrzehntelang wurden die Vorfälle von der Kirche systematisch vertuscht, die Opfer eingeschüchtert, die belasteten Priester nicht etwa entlassen, sondern allenfalls versetzt - wo sie wieder rückfällig wurden. Statt die Bereitschaft zu zeigen, die Fälle ernsthaft aufzuarbeiten und Konsequenzen zu ziehen - ohnehin um Jahrzehnte verspätet und erst auf Druck der Öffentlichkeit - wird die Kritik an der Kirche sogar zurückgewiesen. In seiner Osterbotschaft 2010 ging der Papst mit keinem Wort darauf ein. Skandalös war Benedikts Aufsatz von 2019, in dem er die Protestbewegung von 1968 mit ihrer „Lockerung der Moral“ verantwortlich machte 5.

McCarten fasst in seinem Buch „Die zwei Päpste“ die Rolle Benedikts bei diesen Skandalen so zusammen: "Als Präfekt der Glaubenskongregation war Ratzinger 1982 für die Bearbeitung von Missbrauchsfällen im Auftrag des Vatikans unter Johannes Paul II. verantwortlich gewesen. Dabei hatte es jedoch den Anschein, als hätten Ratzinger und Johannes Paul ihre Energie lieber darauf verwendet, Linkstendenzen wie die Befreiungstheologie in Lateinamerika zu bekämpfen. Ebenso kann man ihnen vorwerfen, bestenfalls völlig blind für die begangenen Verbrechen gewesen zu sein und schlimmstenfalls selbst die Bedingungen für eine perfide Kultur der Vertuschung geschaffen zu haben“ 6.


Quellen & Links

[1]    Posener, Alan, Der gefährliche Papst – Eine Streitschrift gegen Benedikt XVI., Ullstein Buchverlag,  Berlin 2009, S. 165

[2]    Schwäbische Zeitung, 3.12.2007

[3]    Langer, Michael / Radlbeck-Ossmann, Regina, Christentum – Ein Reiseführer,     Pattloch Verlag, München 2010, S. 209

[4]    Posener, Der gefährliche Papst, S. 106

5]    catholicnewsagency. Abgerufen am 12. April 2019

[6]    McCarten Anthony, Die zwei Päpste – Franziskus und Benedikt und die Entscheidung, die alles veränderte, Diogenes Verlag, Zurück 2019, S. 217