Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen!

20210508 121940a

Das „Konzept für die Weiterentwicklung“ des Stalag 326 bemüht sich darum, die Täter - die deutschen Faschisten an der Macht – aus dem Blickfeld zu nehmen und spricht stattdessen davon, dass die Verbrechen „von Vertreter/innen aller Schichten der deutschen Gesellschaft ausgeübt“ wurden. So lenkt auch die Leitlinie des neuen Konzepts „Das Lager wurde überall gemacht“ bewusst von den politischen (Macht-)Verhältnissen ab und phantasiert von einer Verantwortung „ganz normaler Deutscher für die Etablierung, den Erhalt und die Effektivität des Lagersystems“. So wird das Stalag 326 nicht mehr zu einem Werk der Faschisten sondern zu einer Art gesellschaftlichen Phänomens. Darauf soll auch besonders Wert bei der Neukonzeption der Dauerausstellung im Neubau gelegt werden.

Die sogenannte „Konzeption für die Weiterentwicklung“ will das Lager nach 1945 auch mit den aktuellen Debatten um den Zusammenhang von Kriegen, Fluchtursachen und Migration verbinden. Dabei bezieht sie sich ausdrücklich auf die antikommunistische „Erinnerungskultur“ des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Probleme bereitet allerdings die Gedenkwürdigkeit der späteren Nutzung des Stalag-Geländes als Sozialwerk für Vertriebene und Aussiedler und als Ausbildungsstätte für die Polizei.

Dazu veranstaltete im Juni 2022 die Uni Bielefeld einen Workshop „Gedenk- und Vermittlungsperspektiven einer zukünftigen internationalen Gedenk- und Dokumentationsstätte Stalag 326“. Allerdings ohne konkreten Erfolg. So ist es auch nicht wirklich verwunderlich, dass eine greifbare inhaltliche Neukonzeption in diesem Jahr weiter im Nebel liegt. Geklärt wurden die, für die Betreiber bedeutsameren Fragen, nach der Finanzierung der Investitionen und des Betriebs. Doch auch hier stockt die Umsetzung. So besteht nach wie vor die Möglichkeit die beabsichtigte antikommunistische Geschichtsrevision zu verhindern und das antifaschistische Gedenken in Stukenbrock zu erhalten.

In diesem Sinne werden wir auch zum 8.Mai 2023 unseren Forderungen Nachdruck verleihen:

- Keine „Neukonzeption“ der Gedenkstätte!

- Unterstützung und Förderung des ehrenamtlichen Engagements zum Erhalt der Gedenkstätte und des Gedenkens an das Stalag 326!

- Den Tag der Befreiung, den Sieg über den Hitler-Faschismus am 8. Mai, zu einem bundesweiten, gesetzlichen Feiertag zu machen!

- Gib Antikommunismus keine Chance!

Ich wünsche uns allen eine erholsame Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Gerd Detering, 18.12.22