pjt 2022a"Was tun gegen Militarisierung und Weltkriegsvorbereitung?" Unter diesem Motto fand am 4.6.22 eine Podiumsdiskussion auf dem 20. Internationalen Pfingstjugendtreffen statt. Der Stolz, sich für keine Seite im Ukraine-Krieg einspannen zu lassen, war Ausgangspunkt des solidarischen Meinungsstreits über Ursachen und Schlussfolgerungen. Doch unterstrichen die Podiums- und Diskussionsteilnehmer, dass ein höheres Bewusstsein unter den Massen nötig ist, um den aktiven Widerstand einer neuen Friedensbewegung in der nötigen Stärke zu erreichen.

Für die Einlader, das Internationalistische Bündnis, moderierte Ulja Serway. Das Podium repräsentierte Vertreter der Arbeiter-, Jugend- und internationalen revolutionären Bewegung, erfahrene Friedenskämpfer und Antifaschisten: Mustafa Arslan (BIR-KAR), Lena Cay (Studentin der Goethe Universität Frankfurt), Dr. Angelika Claußen (Co-Vorsitzende NRW und Präsidentin von IPPNW Europa), Gabi Fechtner (Vorsitzende der MLPD), Martin Gatzemeier (Die Linke Gelsenkirchen), Hans-Werner Rimpel (VVN BdA NRW), Markus Stockert (Stahlarbeiter und Betriebsratsmitglied, Aktivist der Arbeiterplattform im Internationalistischen Bündnis), Anna Vöhringer (Jugendverband REBELL).

Nach dem bewegenden Eingangslied des palästinensisch-syrischen Flüchtlingsaktivisten Ayham Ahmad, dem „Pianisten der Hoffnung“, stellten die Podiumsteilnehmer ihre Überlegungen und Erfahrungen vor. Anna Vöhringer berichtet, wie groß der Friedenswille gerade unter der Jugend ist. Auch die Inflation wirkt sich besonders unter Auszubildenden und Arbeiterfamilien aus. Gegen beides muss gekämpft werden – aber noch steht der großen Zustimmung dazu eine mangelnde Bewusstheit über die reale Gefahr eines III. Weltkriegs gegenüber.

Dr. Angelika Claußen unterstrich die nötige Bildungs- und Aufklärungsarbeit angesichts der Zäsur, die der Angriffskrieg auf die Ukraine bedeutet. Ein Atomkrieg muss verhindert werden, wofür die IPPNW eine Million Unterschriften sammelte und an die UNO übergab.

Markus Stockert brachte als Stahlarbeiter die Erfahrungen der griechischen und italienischen Arbeiter ein, die mit Streiks gegen Verladung von Waffen aktiven Widerstand gegen die Kriegsbeteiligung ihrer Länder leisten. Der Konkurrenzkampf der Monopole wird mit diesem Krieg ausgetragen. Die Arbeiter müssen sich das Recht auf Streik in Deutschland nehmen: gegen Krieg und für Lohnnachschlag.

Martin Gatzemeier polemisierte, dass an Pfingsten, dem kirchlichen Fest des heiligen Geistes, eben dieser doch bitte die Regierung erfassen möge – seiner Kritik an der Rolle der Grünen als unvergleichliche Kriegstreiber stimmten die Teilnehmer aus vollem Herzen zu. Seine Schlussfolgerung war, dass man zur diplomatischen Entspannungspolitik zurückkehren müsse.

Gabi Fechtner stelle Thesen der MLPD vor, die unter der Losung stehen, den aktiven Widerstand mit einer revolutionären, sozialistischen, fortschrittlichen Perspektive zu durchdringen – schließlich hat die imperialistische Diplomatie den Ukrainekrieg erst hervorgebracht! Sie stellte die akute Gefahr eines dritten Weltkriegs heraus, der jederzeit aus dem von beiden Seiten ungerechten Krieg hervorgehen kann. Das von der NATO auf „Sieg der Ukraine“ umgestellte Ziel mit der Zurückeroberung der von Putin besetzten Gebiete würde weitere Hunderttausende Tote bedeuten! Das gilt es mit aktivem Widerstand zu verhindern.

Mustafa Arslan brachte zu lösende Fragen in Theorie und Praxis ein, die vor allem die Zusammenhänge des Kriegs zum Kapitalismus herstellten. Sowohl der bürgerliche Pazifismus muss überwunden werden als auch die praktischen Probleme, wie die internationale Ebene des Kampfes entwickelt wird. Es gelte, die Waffe des wissenschaftlichen Sozialismus zu nutzen.

Lena Cay berichtete eindrücklich, wie die Bundeswehr an Unis die Militarisierung vorantreiben oder sogar, wie die Uni Bremen, mit ihr kooperieren. REBELL und MLPD bauen Widerstandsgruppen auf. Dass sich kämpfen lohnt, zeigt ihr erfolgreicher Protest und gewonnene Prozesse gegen einen Antideutschen. Hans-Werner Rimpel brachte wichtige Erfahrungen der ältesten deutschen Antifaschistischen Organisation ein, die sich dem Kampf gegen alte und neue Nazis verpflichtet hat.

In der Diskussion vertieften viele fundierte Beiträge, welche tieferen Ursachen die akute Weltkriegsgefahr hat und was zu klären ist. So unterschätzen gerade viele Jugendliche die reale Gefahr eines Weltkriegs tendenziell. Obwohl sie und auch besonders viele Arbeiter offen sind und zustimmen, dass eine aktiver Widerstand nötig ist. Die mangelnde Organisiertheit muss überwunden werden!