Auf der vor Borbet in Solingen berichtet der Vertrauenskörperleiter von Henkel in Düsseldorf von seinen eigenen Erfahrungen im Kampf um jeden Arbeitsplatz, schon einige Jahre zuvor bei Mölnlycke in Bruchsal. Die Parallelen zu ihren eigenen Erfahrungen ließen die Kolleginnen und Kollegen aufhorchen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich, dass ich euch heute persönlich die solidarischen Grüße meiner Kollegen aus der Waschmittelfertigung von Henkel in Düsseldorf überbringen kann. Mit eurem Kampf beweist ihr Mut und Standfestigkeit. Vor vielen Jahren, bei Mölnlycke in Bruchsal, standen meine Kolleginnen und Kollegen und ich vor einer ähnlichen Situation. Wir hatten bereits viele Kämpfe mit unserer Unternehmensleitung ausgefochten – die meisten siegreich.

Wir erkämpften höhere Löhne und Gehälter, kämpften gegen die Einführung einer 7-Tage-Woche, wehrten viele Abmahnungen ab und schließlich verhinderten wir auch die Kündigung unseres Betriebsratsvorsitzenden, der per Arbeitsgericht hinausgeklagt werden sollte. Damit scheiterte das Unternehmen Mölnlycke.

Schließlich gab die Unternehmensleitung die Schließung dieses modernen Werkes bekannt. Systematisch entwickelten wir den Kampf um unsere Arbeitsplätze. Wir machten eine Presse- und Medienarbeit – unser Kampf war wochenlang Tagesgespräch in der ganzen Region. Dazu besuchten wir auch mit voller Mannschaft die Redaktion der größten Regionalzeitung. Gaben Interviews im Radio. Wir besuchten mit großer Delegation den Oberbürgermeister: Mölnlycke will schließen, hat aber die Infrastruktur und Grund und Boden von der Stadt vergünstigt zur Verfügung gestellt bekommen. Wir machten regelmäßige Mahnwachen auf dem zentralen Platz der Stadt. Am Werk brachten wir Transparente an. Wir erhielten viel Solidarität, auch aus anderen Ländern. Kollegen aus anderen Branchen und Fabriken in der Region besuchten uns.

Ein solcher Kampf braucht Bündnispartner. Wir stützten uns auf unsere Gewerkschaft IG Medien (heute ver.di), sprachen mit Kirchenvertretern, Vertreter von Parteien besuchten uns. Der SPD-Bundestagsabgeordnete quasselte uns fast ein Ohr ab. Aber wir ließen uns nie die Regie aus der Hand nehmen. Die Entscheidungen trafen wir. Diesen Weg unterstützte besonders die MLPD, die unseren Kampf bundesweit und international bekannt machte.

Schließlich war genug geredet. Wir traten in den Streik und verhinderten eine Aussperrung durch den Mölnlycke-Werksleiter. Nach einem monatelangen Kampf konnten wir die Schließung nicht verhindern, erreichten aber viel höhere Abfindungen, als Mölnylcke anfangs zu zahlen bereit war. Wir verließen unser Werk erhobenen Hauptes.“