corona

Nach einem aktuellen Bundestagsbeschluss wird am 25. November die Einstufung der Covid-19-Pandemie als „epidemiologische Lage von nationaler Tragweite“, die seit dem März 2020 galt, mit entsprechenden Sonderrechten der Bundesregierung und der Länderregierungen, aufgehoben.

Diese Entscheidung wird unterschiedlich beurteilt. Während sie von Bundesärztekammer-Chef Dr. K. Reinhardt und von Dr. A. Gassen, dem Sprecher der Kassenärzte (KWV), begrüßt wird ("der Freedom Day rückt schrittweise näher"), wird sie von namhaften Virologen kritisch gesehen – angesichts der sich steigernden vierten Infektionswelle.Diese Entscheidung wird unterschiedlich beurteilt. Während sie von Bundesärztekammer-Chef Dr. K. Reinhardt und von Dr. A. Gassen, dem Sprecher der Kassenärzte (KWV), begrüßt wird ("der Freedom Day rückt schrittweise näher"), wird sie von namhaften Virologen kritisch gesehen – angesichts der sich steigernden vierten Infektionswelle.

Tatsachen sind:

  • Die Inzidenzwerte steigen deutlich an – auf zuletzt 118,0, die Neuinfektionen auf 23212, die Todesfälle auf 114 pro Tag (RKI-Statistik, Stand: 27. Oktober). Die Hospitalisierungsrate stieg auf 2,95.
  • Die Zahl der gemeldeten Infektionen bei Kindern und Jugendlichen steigt deutlich an – was sicher auch mit der regelmäßigen Testung in Schulen zusammenhängt.
  • Ansteigend, aber noch relativ gering, ist die Zahl der stationär und intensiv-behandelten Covid-Infizierten, unbestritten ein Ergebnis der Impfkampagne. Nach einer Modellrechnung des RKI konnten dadurch seit der dritten Infektionsswelle 38.300 Corona-Tote und 76.600 stationäre Einweisungen vermieden werden (Epidem. Bulletin 35 / 2021).
  • Entsprechend der Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es ca. 10 Prozent Impfdurchbrüche. Schwere Verläufe finden sich ganz überwiegend unter Nichtgeimpften.
  • Schwere Covid-Infektionen unter Kindern und Jugendlichen sind weiterhin selten. Allerdings wird von Kinderabteilungen eine besorgniserregende Häufung von schweren Infektionen mit RS-Viren (Respiratorisches Syncytial-Virus, ein Auslöser von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen und Kleinkindern, Anm. d. Red.) gemeldet, auch Doppelinfektionen mit RS und SARS-CoV2, die zur Aufnahme in pädiatrische Kliniken zwingen.

Einige Schlussfolgerungen:

  • Impfstoffe sind eine wirksame Waffe im Kampf gegen die Covid-Pandemie. Dennoch ist es eine Illusion, zu glauben, wir könnten mit Impfungen allein „aus der Pandemie herausimpfen" und Covid besiegen.
  • Ohne das Patentrecht aufzuheben und allen Menschen Zugang zu Impfstoffen, Therapien und Gesundheitsversorgung zu verschaffen, gibt es keinen Sieg über Covid-19!
  • Der Kampf für soziale Rechte und gegen die Abwälzung der Krisenlasten gewinnt weltweit an Bedeutung.
  • Neben Impfungen werden allseitige Präventionsprogramme, bezahlbare Medikamente und ein funktionierendes Gesundheitssystem gebraucht.
  • Der Kampf gegen Pflegenotstand und Klinikschließungen gewinnt an Bedeutung. 3000 Intensivbetten wurden in der BRD in den letzten Monaten abgebaut, aufgrund des dramatischen Personalmangels. Laut Mitteilung der Verbände der Intensivmediziner im Neuen Deutschen Ärzteblatt sind inzwischen 95 Prozent aller Intensivbetten in Deutschland gesperrt, weil viele Pflegekräfte diesen Bereich verlassen haben. Die Intensivmediziner warnen vor einem gravierenden Versorgungsengpass. Der vierwöchige erfolgreiche Streik des Pflegepersonals von Vivantes und der Charitè in Berlin war dagegen ein wichtiges Signal.
  • Entgegen der Konzentration auf hochprofitable Medizin- und Forschungsbereiche, wie Impfstoffe und antivirale Medikamente, muss die Stärkung von Prävention und patientennaher Forschung erkämpft werden.
  • Verschiedene Regierungen nutzen auch eine polarisierte Diskussion über die Pandemie, um von den Ursachen des wachsenden Krisenchaos in ihren Ländern abzulenken und die Rechtsentwicklung voranzutreiben. International muss der Kampf gegen diese reaktionäre Politik eine neue Stufe der Bewusstheit und Organisiertheit erreichen.

MEDIZINER-PLATTFORM IM INTERNATIONALISTISCHEN BÜNDNIS